Lokalbahnhof

Nicht nur der tägliche Einstieg ins Chaos

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Сопот и Карлово / Sopot und Karlovo

Februar 16th, 2011 · Keine Kommentare

Einfahrt in den Eisenbahn-Tunnel bei Kopriwschtiza Gestern wollte ich meine freie Zeit nutzen und ein bisschen in Bulgarien Bahn fahren. Geplant war, nach Кюстендил/Kjustendil und weiter nach Гюшево/Gjuschewo an der Mazedonisch-Bulgarischen Grenze zu fahren. Da hatte ich die Rechnung allerdings ohne die Bulgarische Eisenbahn gemacht – nach Kjustendil wäre ich wohl gekommen, nach Gjuschewo fährt der Zug hingegen nur Dienstags, Donnerstags, Samstags und Sonntags. Immerhin einer alle zwei Tage. Das ist mal echt selten.

Half also nix, nur nach Kjustendil fahren wollte ich nicht – also galt es einen Alternativplan zu schmieden. Im Marschroutka (dem Sammeltaxi zum Bahnhof) wurde dann – unter den etwas irritieren Blicken der anderen Studenten auf dem Weg zum Bahnhof – das Kursbuch gewälzt. Naja, eher Durchgeblättert: es hat lediglich etwa die Abmessungen und den Umfang der Reclam-Ausgabe von Woyzeck. Da ich den Zug an die Donau leider um 5 Minuten verpassen sollte, nahm ich die Verbindung nach Karlovo um anschließend über Plovdiv wieder zurück nach Sofia zu fahren. Auf dem Weg liegt hierbei Sopot mit dem Museum zu Ehren Ivan Vasovs und dem Kloster, in dem sich Vasil Levski mehrere Jahre vor den türkischen Herrschern versteckt hat.

Anschließend ging es weiter mit dem Stadtbus (in dem laut Aufkleber bei Schwarzfahren eine Strafe von 400 Schilling zu entrichten wären…) nach Karlovo, wo ich noch das Museum zu Ehren Vasil Levskis besucht habe. Für beide Städte gibt es auch jeweils einen Stempel aus den 100 nationalen touristischen Objekten.

Ganz interessant: diese Objekte waren vor der Wende zum Teil andere – in der „aktuellen Version“ sind leider nicht mehr so interessante Dinge wie „# 100: eine ausgezeichnete Sozialistische Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (bulg. ТКЗС)“ oder „#90: der Energiekomples „Mariza Ost“, das Wärmekraftwerk „Komsomolska““ zu besichtigen, sondern eher profanere Dinge wie Mosaiken-Museen oder gefühlt 200 ethnografische Museen. Böse Zungen behaupten sogar, für die Erlangung der Stadtrechte ist es in Bulgarien notwendig, ein ethnografisches Museum vorzuweisen. Zumindest lässt die schiere Anzahl dieser das vermuten…

Die Museen waren aber beide sehr interessant, obgleich das Museum über Ivan Vasov relativ „schwierig“ war, da es nur bulgarische Erklärungen gab. Dafür hielt mich die Museumswärterin für einen Student der Bulgarischen Philologie, ob meiner guten Bulgarischkenntnisse. Ich hab natürlich verneint und die Physik erwähnt – gefreut hab ich mich aber trotzdem :-) Im Museum über Vasil Levski in Karlovo gab es dann sogar eine kleine Präsentation auf Englisch. Ich war ihr einziger Zuhörer – es ist ja auch einfach nicht die Hauptsaison – und konnte meinem „persönlichen Guide“ im Museum die ein oder andere Frage stellen. War sehr spannend und interessant.

Zum Schluss ging es an den Bahnhof von Karlovo, von wo ich mit dem Zug über Plovdiv nach Sofia fahren wollte. Die verbleibende Stunde habe ich zum Fotografieren genutzt – einer der Lokführer konnte dann auch direkt wieder Deutsch und wir haben etwa 2 Minuten geredet, bis er abfahren musste. Er hat mir noch ein Monatsmagazin zum Eisenbahnwesen in Bulgarien geschenkt und gewunken – war einfach eine nette Situation.

>> mehr Bilder gibts bei flickr <<

Tags: Bulgarien · Eisenbahn · Reisen