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Grenzprobleme und Passierschein A38

Mai 15th, 2012 · Keine Kommentare

In einem doch recht weit vereinigten Europa mit Reisefreiheit und – im Schengen-Raum – quasi ohne Kontrollen zwischen Nationalstaaten nimmt man viele Grenzen nur am Sprachwechsel war. Manchmal jedoch treten Grenzen zum Vorschein, die schon in einer früheren Vereinigungsphase innerhalb Europas eigentlich Geschichte hätte sein sollen. Vielleicht 1835. Oder irgendwann später. Vielleicht ist hier jemand geschichtsfest? Es geht um die Grenze zwischen den beiden immerhin seit 1915 an die Eisenbahn angeschlossenen, weltbekannten Orte Dillbrecht und Rudersdorf.

Auf dem Weg nach Norden wird also eine Bundeslandsgrenze zu einem Problem. Wir – eine Gruppe von 12 StudentInnen – wollen nach Bochum. Mit dem SchönerTagTicket NRW und unserem Semesterticket sollte das kein Problem sein. 37,50 Euro für 5 Personen ist ein super Preis – dass man dafür eine Stunde länger als mit dem ICE braucht: egal und die Preisdifferenz allemal wert.

Nun gilt unser Semesterticket leider nur bis ins hessische Dillbrecht (immerhin sind wir ja eine hessische Uni…) und das NRW-Ticket erst ab dem nordrhein-westfälischen Rudersdorf. Und dazwischen? Schwierig. Bei der Bahn bekommt keine Fahrkarte, weil sich beide Städte in einem Verkehrsverbund befinden. Beim RMV bekommt man keine Fahrkarte, weil sich Rudersdorf ja nicht mehr im RMV befindet. Die Bahn kann man aber immerhin auf Twitter befragen.

Nach längerem Hin-und-Her verweist das nette Team uns auf den VGWS also den zuständigen Regionalverkehrsanbieter in Siegen. Die Internetseite spuckt einem sogar einen Preis aus – 22,20 €, für 12 Personen, 1,85 € pro Person – aber nur wenn man die Gruppe 24 Stunden vorher anmeldet. Stellt sich nur die Frage: wo sollen wir das Ticket kaufen? Der Zug, mit dem wir fahren, hält in keinem der beiden Bahnhöfe. Der RMV verbietet es den Zugbegleitern, Fahrkarten im Zug zu verkaufen. Am Automaten vorher kaufen können wir die Karte nicht, weder bei der Bahn noch beim RMV.

Also Telefonhörer in die Hand genommen, dort angerufen. Die erste Mitarbeiterin war nicht zuständig. Da ich nicht aus dem VGWS-Gebiet angerufen habe, bin ich falsch rausgekommen. Also den ZWS Personenverkehr Siegen angerufen. Der zuständige Mitarbeiter hat mein Problem verstanden, wusste aber auch nicht weiter. Ich solle VGWS in Siegen anrufen, aber da sei schon den ganzen Tag niemand zu erreichen und so war es dann auch.

Somit werden wir uns morgen also wohl ohne Passierschein A38 auf die Reise begeben. Und hoffen, dass der Zugbegleiter gnädig, nett oder nachsichtig ist. „Няма начин да няма начин“ würde man in Bulgarien wohl sagen  – „Es gibt keinen Weg, dass es keinen Weg gibt“. Oder, freier übersetzt: „irgendwie klappt es immer“. Und so ist es dann ja meist :-)

Übrigens: gleiche Probleme treten bei Fahrten in die Länder Bayern (Aschaffenburg), Baden-Württemberg (Heidelberg, Mannheim) oder Rheinland-Pfalz (Koblenz) ebenfalls auf. Dem RMV ist das aber herzlich egal.

Nachtrag, 17:35 Uhr: Gerade rief mich ein Herr vom VGWS zurück (!) und sagte – mit latent sigerländer Akzent – dass er da auch keine Lösung nu hätte und wir den Zugbegleiter in Gieße einfach anspreche solle. Jo. Da kamma wohl nix anderes mache, woll net?

Nachtrag, 20. Mai: Für die Rückfahrt ergab sich das Problem dann übrigens nicht: Für 2,50 Euro mehr – also vertretbare 50 Cent pro Person – konnte man das Schönes-Wochenende-Ticket erwerben – und da dies in ganz Deutschland gilt, war da auch die Strecke Rudersdorf-Dillbrecht enthalten…

Tags: Eisenbahn · Reisen