Lokalbahnhof

Nicht nur der tägliche Einstieg ins Chaos

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Време/Wreme/Zeit

April 14th, 2010 · 2 Kommentare

…hat man hier in Bulgarien schon eher als in Deutschland. Oftmals sieht man die Bauarbeiter eher neben der Baugrube stehen und rauchen, als irgendetwas anderes tun. Und ich glaube, ich hab mich ein bisschen daran gewöhnt – und hier lieber nichts geschrieben und faul in Bulgarien rumgehangen ;-) (oder müsste man „rumgehongen“ sagen? :-D)

Nichtsdestrotrotz hat sich hier ziemlich viel getan – ich hab keine Ahnung, ob ich das irgendwann alles hier schreibe, wahrscheinlich nicht – ich will ja noch was zu erzählen haben, wenn mich jemand mal besuchen kommt. Mit Daniel – der vom 20. bis 27.3. bei mir war, war ich das erste Mal im Vitosha (dem Hausgebirge Sofias) wandern. Es war super schön und auch wirklich beeindruckend, sobald man nur 100, 200 Meter in den Wald gegangen ist, ist die Großstadt weit weg. Der Blick auf sie ist aber richtig schön und einfach total anders als alle Wandererfahrungen in der Schweiz oder Österreich – wann sieht man schonmal eine 1,2 Mio.-Metropole von oben? Ein paar Bilder gibt es wieder bei Flickr oder Facebook.

Inzwischen habe ich auch eine Menge Leute hier kennengelernt und – wenn man denn will – kann man hier jeden Abend das ein oder andere Bier trinken. Der Rotwein aus Melnik ist aber auch wirklich gut. Mit dem Nationalschnaps Ракия/Rakija bin ich allerdings noch nicht so wirklich warm geworden.

Abgesehen von Wandern im Vitosha war ich mit Daniel auch mal in Plovdiv – das von Vielen als schönste Stadt Bulgariens gehandelt wird. Skifahren ging sogar auch nochmal und ging sogar mindestens bis Sonntag – da war ich mit Malaika, die seit zwei Wochen hier ist, auf dem Cherni Vrah, dem höchsten Gipfel des Vitosha. Wir sind wie viele Sofijoter am Rand der Piste gewandert – neben uns Skifahrer, die die letzten Abfahrten genossen haben. Leider war das Wetter nicht allzu gut und so blieb uns der Blick auf Sofia verwehrt. Die kleine gute Stube, die am Gipfel in der Wetterstation ist, war dafür jede Wanderung wert. Etwa vier Tische aus einfachem Holz, niedrige Decke und ein gut heizender Holzofen in der Mitte – dazu aus einer kleinen Essensausgabe Suppe und Tee. Alles, was das Herz für eine Mittagspause bei Wandern im Schnee braucht. Mit der Schweiz hat das ganze auch preislich nicht viel zu tun: Eine Suppe kostete 80 Stotinki (~40 cent) und Pic-Nic war ausdrücklich erlaubt. Wir saßen mit einem Bulgaren und zwei Bulgarinnen an einem Tisch und haben uns auf Deutsch, Englisch, Bulgarisch und dem altbewährten Activity-Pantomimisch unterhalten. Einer der Bulgaren – Boris und fast 80 Jahre alt – hat mir angeboten mal mit ihm wandern zu gehen, was ich unbedingt wahrnehmen will. Ich hoffe, ich komme mit – denn er hat uns beim Aufstieg schon ganz locker abgehängt…

Gerade sind wir – Malaika und ich – auf dem Weg im Zug nach Varna, 573 km von Sofia mit dem Zug entfernt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit hat sich allerdings dem Fahrpreis angepasst: 7:40 Stunden die einfache Strecke. Preis: 41 Lewa hin und zurück (etwa 20 Euro). Dafür kommt man im RMV ja gerade noch von Wiesbaden nach Offenbach und zurück… (20,60 Euro…) Es ist sogar komfortabler als die S8 (welch Wunder) – der Preis ist der für die 1. Klasse. Selbst in der 2. Klasse ist es aber noch bedeutend angenehmer, dann kostet die Fahrt auch nur etwa 32 Lewa.

Reisen kann man sich hier also wirklich noch leisten – zumindest als „reicher Westeuropäer“. Über den ersten Mai geht es dann auch nach Istanbul, organisiert vom Europäischen Studenten Netzwerk und vielleicht fahre ich nächste Woche für 2 Tage nach Athen – ich hoffe, der Nachtzug ist nicht so teuer.

Mit der Weiterbildung gehts auch etwas weiter, der Kurs Crosscultural Communications ist sehr interessant und auch der Kurs Web Development hat angefangen. Dort lerne ich dann noch mal richtig, wie man HTML schreibt und JavaScript und PHP programmiert….ich bin gespannt.

Ich hoffe außerdem, ich komme hier etwa einmal die Woche zum Schreiben (ich nehme es mir zumindest vor ;-)) – für Heute muss es reichen, der Akku ist leer. Steckdosen gibt es keine, natürlich nicht. Wir sind aber froh, den Lichtschalter im Abteil gefunden zu haben – lesen kann man dann auch ohne Akku. Die entsprechenden Offline-Medien vorausgesetzt….

P.S.: Die eingangs verlinkte Seite http://seir.bg ist ein bulgarischer Blog zum Thema „Bulgarska Rabota“ – etwa das bulgarische Pendant zu dem, was Viele ausserhalb von Deutschland als „German engineered“ bezeichnen würden. Hier allerdings oftmals mit einem Augenzwinkern zu sehen – wenn auch einige (nicht nur im Blog sichtbare Lösungen) einfach auch unglaublich orginell, sensationell einfach oder beeindruckend effektiv sind – Bulgarska Rabota (oder Bulgarskata Rabota, was, soweit ich weiss, dann „die Bulgarische Arbeit“ heisst) ist ein absolut nicht nur negativ gemeinter Begriff. Zum Thema Bulgarska Rabota gibt es auch einen Artikel im Suxilandia Blog – geschrieben von Ivan, der hier in Varna wohnt.

Tags: Bulgarien · Reisen