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Πελοπόννησος – Peloponnes

September 2nd, 2010 · 2 Kommentare

Peloponnes mit dem Zug – zumindest soweit es geht. Da im Moment viel an Griechenlands Schmalspurbahnen gebaut wird und auch sonst in Punkt Informationen die OSE (die Griechische Staatsbahn) auch eher mit Sparsamkeit glänzt ist das gar nicht so einfach. Die meisten Informationen haben wir aus dem „Pufferküsser-Forum“ Drehscheibe-online.de, dort zusammengetragen von Reisenden, die hier und dort mal einen Fahrplan abfotografiert und hochgeladen haben… Leider hat es die OSE nicht geschafft, Ihren Fahrplan für die Reiseauskunft bei bahn.de bereitzustellen – wie so ziemlich alle anderen Bahngesellschaften in ganz Europa, Russland und Teilen von China (!). Weitere Außnahme ist leider Albanien – die haben allerdings auch nur zwei Zugstrecken, von denen wir immerhin eine komplett befahren wollen. Ab Montenegro und Serbien geht es dann wieder ganz gewohnt mit bahn.de weiter – wer neugierig ist einfach mal „Bar(CG)“ nach „Frankfurt am Main“ oder „Sofia“ eingeben ;-) (für die spätere Reiseplanung – irgendwann in ein paar Jahren – sei dann auch „Frankfurt am Main“ und „Peking“ empfohlen :-D)

Aber zurück nach Griechenland. Nachdem wir die tolle, heiße und teure Stadt Athen wieder verlassen haben – mit einem Zug der noch nicht mal in den abfotografierten Fahrplänen stand… – ging es weiter nach Korintos (grüne Linie). Dort muss man von der neuen Normalspur auf die alte, modernisierte Schmalspurbahn umsteigen. Fast heimisch ist man dort – die Züge sind von der gleichen Bauart wie die zwischen Friedrichsdorf, Friedberg und Hanau. (Leider hab ich kein Internet, sonst würde ich ja noch die Bauart raussuchen – nächstes Mal)

Bis Korint jedenfalls fallen einem als Bahnkenner soziemlich alle Augen aus dem Kopf, was Eisenbahngrößenwahn angeht. Die alte eingleisige – romantische – Schmalspurbahn musste einer fast komplett neuen zweigleisigen Hochgeschwindigkeitsstrecke weichen. Ich will an der Stelle nicht über „vergangene Zeiten“ heulen, die sowieso lange vor meiner Zeit waren – aber etwas Charme ist mit Sicherheit verlorengegangen. Aber die Bahn muss auch moderner werden – soweit kann ich den Neubau auch verstehen und gutheißen. Was da aber gebaut wurde, da würde sich jede Großstadt in Deutschland wahrscheinlich die Finger nach lecken. Zweigleisig, elektrifiziert und alle 10-20 km einen Bahnhof mit Überholgleisen, trassiert auf geschätzte 250 km/h. Nagelneue Bahnhöfe, Zugzielanzeiger, Barrierefreiheit, Blindenstreifen – alles, gebaut nach allen Regeln der Kunst. Schade ist halt nur, dass nur alle 1,5 Stunden ein Zug mit maximal 100 km/h über die schöne, moderne Strecke fährt, die eine Kapazität der Schnellfahrstrecke Köln/Rhein-Main besitzt. Die beiden Diesel-Triebwagen (die Strecke ist elektrifiziert!) haben so viel Sitzplätze wie die auf der Strecke Fulda-Gießen. Die Überholgleise rosten bereits ungenutzt vor sich hin und die Zugzielanzeiger melden ein informatives „Please pay attention to announcement“ – immerhin auf Englisch. Die Züge waren entgegen allen Erwartungen rappelvoll – vollständig unverständlich, wieso es dann nur alle 1,5 bis 2 Stunden eine Verbindung mit zwei „Schinenbussen“ (!) gibt. Irgendwann soll die Strecke auch mal bis Patra fertig gebaut werden. Ob es dann aber mehr Züge gibt und ob man dann die vielen Bahnhöfe mit Überholmöglichkeit durch Hochgeschwindigkeitszüge nutzt, bleibt fraglich aber immerhin möglich… Wieviele Milliarden EU-Hilfen hier wohl leicht größenwahnsinnig verbaut wurden, will ich lieber nicht wissen – obwohl ich wirklich ein ausgesprochener Freund der Europäischen Union bin. Die Klimaanlage funktionierte jedenfalls tatellos.

Weiter aber dann nach Korinthos. Dort ging es mit der Schmalspurbahn weiter nach Argos und nach Zugtrennung weiter nach Nafplio. Die Strecke führt durch Olivenhaine zwischen den Berghängen der Peloponnes – echt schön. Ziemlich kurvig ging es erst bergan und wieder bergab. Mit viel Getröte ging es über zahllose Bahnübergänge und an den Fenstern zogen zahllose Olivenbäume, aber fast keine Ortschaften oder Häuser vorbei.

Die Zugtrennung (oder im Fachvokabular: Zugflügelung) in Argos gestaltete sich als recht interessant: die beiden Zugteile wurden getrennt und dann fuhr man einfach hintereinander im Abstand von 50 m wieder weiter – nachdem der erste Zug über die Weiche gefahren war, stelle schnell jemand die Weiche für den zweiten Zug um, damit wir in die andere Richtung fahren konnten. Wirkte etwas wie in Comics aus dem Wilden Westen…

Am „Bahnhof“ in Nafplio angekommen – zwei Gleise, von denen auf einem ein Museumszug als Fahrkartenschalter und Warteraum steht – ging es dann an die Campingplatzsuche. Nach vielen negativen Antworten, mehreren Handygesprächen und ohne Karte machten wir uns dann auf Richtung „Tolo“. Nach Norden. Nach 1,5 Stunden Laufen an der Landstraße sagte uns dann jemand den wir fragten, dass Tolo im Süden von Nafplio liegt. Schade. Gefreut haben wir uns natürlich einen Ast – von der nahen Taverne hat man uns ein Taxi gerufen und wir haben uns nach Tolo fahren lassen. Mit 20 Euro war die Taxifahrt nicht gerade auf Bulgarischem Niveau, aber wir hatten (und haben – gerade sitze ich noch auf ihm) einen schönen Campingplatz direkt am Meer für 19 Euro die Nacht (1 Zelt, 2 Personen). Der Rest des Tageslichts reichte gerade noch um das Zelt aufzubauen und zu Abend zu essen.

Leider ist der Beitrag hier – bis auf die Karte – ohne Bilder, das Internet kostet hier im WLAN nämlich horrende 2 Euro pro Stunde. Und es funktioniert nur bis 22 Uhr am Abend. Willkommen zurück nach Deutschland. Oder vielmehr Österreich: die Campingplatzleitung ist österreichisch, wie uns das Eingangsschild freudvoll („Österreichische Leitung“) mitteilte. Dafür ist der Campingplatz sehr sauber und ordentlich. Der Strand ist ein Traum, kristallklares, blaues Wasser und feiner Sandstrand. Wären die Zigarettenkippen nicht überall im Sand, ging es kaum noch besser…

Reiseroute in den Peleponnes

Reiseroute in den Peleponnes (Anklicken zum Vergrößern)

Soweit erstmal von hier, anbei die Reisekarte und die bisherigen Stationen:

Rot (29.8.-31.8.)

Anreise mit dem Nachtzug aus Sofia, 3 Tage in Athen im Studentenwohnheim bei einem bulgarischen Studenten.

Grün (31.8.-3.9.)

Weiterreise nach Nafplio, Tolo via Korinthos, 4 Tage in Tolo auf dem Campingplatz Lido.

Gelb (3.9.-7.9.)

Weiterreise nach Finikounta, via Tripoli, Kalamata, Pilos. Dabei geht es erstmal mit dem Zug über Argos nach Tripoli, wo die Bahnstrecke momentan endet. Der Rest bis Kalamata wurde zwar mit Geldern der Europäischen Union saniert – allerdings hat man wohl vergessen in den Vertrag zu schreiben, dass man bitte auf den Schinen danach auch noch Züge fahren lässt…

Von Tripoli nach Kalamata gibt es dann also einen Bus, von Kalamata nach Pilos soll es nach Internetrecherchen auch einen geben. Wie wir von Pilos nach Finikounta kommen, ist noch nicht so ganz klar – wir hoffen mal, uns nimmt jemand als Hitchhiker (Tramper) mit. Ich habe immerhin ein Handtuch dabei ;-)

Blau (7.9.-8.9.)

Am Montag geht es dann nach Kalamata, wo wir vermutlich irgendwo zelten. Der Zug von dort nach Patra geht angeblich um 6:13 Uhr am Dienstagmorgen. Wir würden auch am Montag fahren – aber Sonntags gibt es eigentlich gar keine Busse, weil Feiertag ist. Sonntags haben hier auch verwirrenderweise alle Geschäfte zu – aus Bulgarien ist man sowas ja gar nicht mehr gewönt…

Von Patras wollen wir noch einen Abstecher nach Kalavryta machen. Von Diakopto (nicht eingezeichnet) gibt es eine Schmalspur-Zahnradbahn in die Berge. Ob wir das an einem Tag (Morgens hin, Nachmittags zurück) machen, oder irgendwo bei Kalavryta pennen ist noch nicht klar.

Ab dem 8.9. jedenfalls geht es dann in den Norden nach Zentralgriechenland. Wahrscheinlich mieten wir uns ein Auto und fahren drei Tage durch die Gegend, anschließend geben wir das Auto in Ioannina (oder Ähnlich) wieder ab und fahren mit dem hoffentlich existierenden Bus nach Albanien. Dort geht es dann nach Vlora, von da mit dem Zug nach Tirana, von dort mit dem Bus nach Bar. Dann mit dem Tag-Zug nach Belgrad – eine Nacht in Belgrad und am Freitagmorgen dann mit dem Zug nach Sofia. In dem Zug treffe ich dann, wenn alles klappt, den Oli und ab Samstag gibts dann mit Daniel und Jennie eine Reise wie diese nochmal in Klein in  Bulgarien los. Wird vermutlich etwas leichter: die Preise sind niediriger, die Busse fahren öfter und die Geschäfte haben länger auf. Dafür ist vieles – das muss man zugeben – etwas abgefuckter als in Griechenland… Ich freu mich jedenfalls schon darauf.

Tags: Eisenbahn · Reisen