Lokalbahnhof

Warum ist es so toll, auf den Balkan mit der Bahn zu fahren? Klar, weil man Bahnfahren mag! Aber warum mag ich Bahnfahren?

Seit einer halben Stunde bin ich wieder auf dem Bahn-Balkan. In Ljubljana – eine wunderschöne Stadt! – bin ich mit meiner Fahrkarte zum Schaffner des serbischen Schlafwagens:

Добър вечер! Има ли място? / Guten Abend! Gibt es Platz?

Има, има – имаш ли карта? / Gibt es, gibt es – hast Du eine (Fahr)Karte?

Имам. / Habe ich.

und mit einer einladenden Handbewegung: Кабина две. / Kabine zwei.

Zwei – mindestes gefühlte – Welten trafen dann bei der Fahrkartenabgabe an den Schaffner aufeinander: mein selbstausgedrucktes DB-Onlineticket gültig im serbischen Schlafwagen? Als Streckenkarte von Ljubljana nach Zagreb, von wo ich eine zweite Fahrkarte hatte? – Няма проблем! / Kein Problem! Also wechselten 16 Euro Reservierungsentgeld den Besitzer und Abteil Nr. 2 war meins.

Pünktlich ging es los, am offenen Fenster durch den lauen Frühlingsabend. Der Geruch von Eisen und Öl liegt in der Luft, nur übertroffen vom Geruch der Wiesen und Auen durch die wir mit lautem klack-klack, klack-klack fahren. Noch 538,4 Kilometer bis Belgrad – Die Kilometersteine haben Jugoslawien überlebt, sie gehen heute wie damals von Belgrad aus.

Auf der anderen Talseite ziehen die Lichter von Siedlungen vorbei, eine Kurve folgt der nächsten. Über den Wipfeln der Bäume, über den Hügeln in der Ferne geht der Mond auf – Vollmond zwischen Wolkenfetzen, erst Kupferrot, dann Knochenweiß. Der kühle Wind weht mir um die Nase, trägt den Geruch eines Lagerfeuers irgendwo im Tal in den Zug. Und wir rumpeln und rattern knirschend über die Weichen – klack-klack, klack-klack.

Es sind diese Momente, weshalb ich das Zugfahren so liebe.

Noch 514,7 km bis Belgrad – zum Frühstück bin ich da…

Noch ein paar Bilder:

Abfahrt                                                    Mein Abteil
    

Der Zug in einer Kurve                            Gegenverkehr